Die feierliche Verleihung der ASciNA Awards 2024 fand am 20. Juni 2024 durch BM Martin Polaschek, FWF Präsident Christof Gattringer und ASciNA Präsidentin Alexandra Lieben im Rahmen der START- und Wittgenstein-Preisverleihung in Wien statt.
Die PreisträgerInnen sind:
Christina Baumgartner wurde in der Kategorie „Junior Principal Investigator“ ausgezeichnet. Sie absolvierte ihre Diplomarbeit in Biologie mit Schwerpunkt Genetik an der Universität Wien. Darauf folgte ein PhD Studium in Immunologie an der TU Wien und ein Postdoctoral Fellowship bei Baxter BioScience in Zusammenarbeit mit dem BMT Research Center in Wien. Mit Unterstützung des vom FWF geförderten Erwin Schrödinger Abroad Fellowship ging sie 2008 als Post-doctoral Fellow in Immunologie zum Blood Research Institute in Milwaukee, Wisconsin, USA, und nahm 2012 eine Stelle als Research Scientist an. Seit 2016 ist sie bei AbbVie in North Chicago, Illinois, USA tätig und leitet derzeit als Principal Research Scientist ein Team an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern in der immunonkologischen Forschung. Der Fokus ihres Teams ist innovative Immuntherapien gegen Krebserkrankungen zu erforschen.
Ihre Publikation „The PTPN2/PTPN1 inhibitor ABBV-CLS-484 unleashes potent anti-tumour immunity“, ist im Oktober 2023 im renommierten Fachjournal Nature erschienen beschreibt die Entdeckung einer neuartigen Immuntherapie (ABBV-CLS-484) und wie sie das Immunsystem zur Krebsbekämpfung entfesselt. Diese neue Immuntherapie blockiert die Funktion der beiden Proteine PTPN2 und PTPN1, die in Körperzellen gebildet werden, um Entzündungen zu kontrollieren und, wenn nötig, zu reduzieren. Die Therapie zielt auf einen bisher als unzugänglich betrachteten Teil dieser Proteine ab. Besonders bemerkenswert ist, dass ABBV-CLS-484 sowohl auf Krebszellen als auch auf Immunzellen wirkt und Tumore somit auf mehreren Ebenen bekämpft, was es zu einer vielversprechenden neuen Therapieoption macht. Es verlangsamt das Wachstum von Krebszellen und verändert sie so, dass das Immunsystem sie besser erkennen und abtöten kann. Diese neue Strategie für die Krebsimmuntherapie wird derzeit bei Patientinnen und Patienten mit fortgeschrittenen soliden Tumoren untersucht.
Ralf Schmidt absolvierte sein Medizinstudium an der Medizinischen Universität Wien in 2016 und hat daraufhin sein PhD Studium sowie eine Facharztausbildung an der Medizinischen Universität Wien begonnen. 2019 wurde er Postdoctoral Fellow im Labor von Alexander Marson an der University of California, San Francisco und den Gladstone Institutes in San Francisco. Dort arbeitete er an CRISPR Technologie, um menschliche T-Zellen auf genetischer Ebene so umzuprogrammieren, dass sie effektiv gegen Tumorerkrankungen eingesetzt werden können. 2023 kehrte er an die Medizinische Universität Wien zurück, wo er eine Forschungsgruppe leitet, um Genom Technologie für menschliche T-Zellen weiterzuentwickeln. T-Zellen sind leistungsfähige Immunzellen mit besonderer Bedeutung bei der Infektabwehr und bei Autoimmunerkrankungen. Wissenschaftliche Fortschritte der letzten Jahrzehnte erlauben es, diese Immunzellen genetisch so umzuprogrammieren, dass sie statt Infekten Krebs bekämpfen. Während diese ‘lebenden’ Zelltherapien bereits sehr erfolgreich gegen hämatologische Tumorarten eingesetzt werden, bedarf es bei anderen Formen eines komplexeren T-Zell Programms.
In seiner Arbeit „Base-editing mutagenesis maps alleles to tune human T cell functions“, im Jänner 2024 im Fachjournal Nature erschienen wurde eine Plattform entwickelt, die innerhalb kurzer Zeit Hunderttausende verschiedene T-Zell-Programme testen kann. Es konnten Genvarianten identifiziert werden, mit denen bestimmte Funktionen der T-Zellen gezielt angesteuert und so optimiert werden, dass ihre zytotoxische Aktivität, also die Fähigkeit Krebszellen abzutöten, massiv verstärkt wird. Mit einem Wort: durch high-end technologische Weiterentwicklung wurde ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu hocheffektiven Krebstherapien gesetzt. Darüber hinaus ist die neue Plattform auch bei anderen T-Zell-vermittelten Krankheiten einsetzbar, wie zum Beispiel Autoimmunerkrankungen.
Magdalena Klemun ist Assistant Professor an der Hong Kong University of Science and Technology. Sie befasst sich mit Fragen des technologischen Wandels im Energiesektor, der Kostenentwicklung von klimafreundlichen Technologien und Systemen sowie mit Klimapolitik und Nachhaltigkeit. 2019 schloss sie ihr PhD Studium in Engineering Systems am Massachusetts Institute of Technology ab, nach einem Masterstudium in Earth Resources Engineering an der Columbia University und ihrem Bachelor in Elektrotechnik und Informationstechnologie an der TU Wien.
In ihrer Publikation „Mechanisms of hardware and soft technology evolution and the implications for solar energy cost trends“, erschienen im August 2023 in Nature Energy (siehe Link), präsentiert sie ein neues Modell, um die Rolle von Hardware und Installationsprozessen (“soft technology”) bei der Kostenentwicklung von Technologien zu untersuchen. Unterschiedliche Eigenschaften von Hardware und “soft technology” tragen zur Erklärung des rapiden, globalen Kostenrückgangs bei Photovoltaik bei. Schnelle Verbesserungen bei der Hardware wirkten sich auf weltweit gehandelte Komponenten wie Paneele und Wechselrichter aus, was sowohl die Hardware- als auch die Installationskosten senkte. Innovation in “soft technology” hat die Gesamtkostenreduktion deutlich weniger beeinflusst als bisher angenommen. Neben der Fallstudie Solarenergie zeigt diese Arbeit die Nützlichkeit der Modellierung von Abhängigkeiten zwischen Kostenrückgängen oder -steigerungen bei Technologien und deren Hardware- sowie Prozesseigenschaften. Mathematische Modelle, die diese Abhängigkeiten abbilden, können konkrete Ursachen von Kostenänderungen quantifizieren und so zukünftige Investitionsentscheidungen in der Technologieentwicklung gezielter informieren.
„Ich freue mich, die diesjährigen ASciNA Awards an Christina Baumgartner, Magdalena Klemun und Ralf Schmidt für außerordentliche Leistungen zu vergeben, die sie während ihrer Forschungstätigkeit in den USA erbracht haben. Durch diese Auszeichnung unterstützen wir die internationale Vernetzung von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern, die ihre akademische Ausbildung an österreichischen Hochschulen absolviert haben. Diese außerordentlichen Leistungen sind ein Beleg dafür, dass Österreich sehr gut ausgebildete Forschende hervorbringt und im internationalen Vergleich bestehen kann. Die Preisträgerinnen und Preisträger sind durch ihre erfolgreiche Tätigkeit an renommierten internationalen Forschungsinstitutionen wichtige Botschafterinnen und Botschafter für Österreichs Hochschulen und das österreichische Wissenschafts- und Forschungssystem. „Mit den ASciNA Awards heben wir insbesondere die Bedeutung der transatlantischen Mobilität und Zusammenarbeit mit „like-minded countries“ in Nordamerika für die Forschungscommunity in Österreich und Europa hervor“.
Bundesminister Martin Polaschek
„Als Plattform hat es sich ASciNA seit über 20 Jahren zur Aufgabe gemacht, junge, aufstrebende Forschende in ihrer Karriereentwicklung zu unterstützen – ein Anliegen, das auch dem Wissenschaftsfonds FWF wichtig ist. Aus diesem Grund bringt der FWF gerne im Bereich der Nachwuchs-Awards seine Expertise in der Begutachtung ein. Es ist jedes Jahr beeindruckend, wie viele österreichische Forschende in der weltweit führenden Forschungsnation USA reüssieren können und ihre wissenschaftliche Qualität mit exzellenten Publikationen belegen. Ich wünsche den drei Ausgezeichneten Christina Baumgartner, Magdalena Klemun und Ralf Schmidt weiterhin viel Erfolg in ihren wissenschaftlichen Karrieren.“
FWF Präsident Christof Gattringer
Alexandra Lieben, ASciNA Präsidentin, president@ascina.at